Covid 19 ist für uns alle ein Stresstest. Die Pandemie hat seit dem Frühjahr 2020 das bislang gewohnte Leben und Arbeiten massiv auf den Kopf gestellt. Wir haben uns verändert; das Arbeiten hat sich verändert. Vieles Gewohnte ist über Bord geworfen oder nachhaltig umgekrempelt worden. Sicherlich auch bei dir, nicht wahr? Und dieser Veränderungsprozess wird noch andauern. Da können wir sicher sein.
Liebgewonnene und für uns funktionierende Routinen und Arbeitsweisen haben sich gewandelt wie auch Verhaltens- und Denkmuster. Homeoffice, virtuelle Konferenzen, Projektarbeit und Teamarbeit über Distanz und andere Dinge prägen unseren aktuellen Arbeitsalltag. Das digitale Arbeiten musste in Windeseile gelernt und umgesetzt werden.
An dieser Stelle kannst du die letzten Wochen und Monate einmal selbst Revue passieren lassen. Welche Storys und Anekdoten hättest du hierzu erzählen?
Die Zeit im Homeoffice hat auch andere Problemlagen geschaffen oder verstärkt. Gleichzeitig fehlen auf der anderen Seite beispielsweise die kurzen Gespräche – auch über Dinge abseits der Arbeit – mit den Kolleginnen und Kollegen, z.B. bei einem Kaffee in der Kantine.
Hört man sich um, fällt es vielen Arbeitnehmern und Kollegen deutlich schwerer, eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Familie, zwischen Arbeit und Privat, zwischen Anspannung und Entspannung hinzubekommen. So fehlt beispielsweise die Zeit im PKW, im Bus oder im Zug nach der Arbeit, um runter zu kommen, über den hinter einem liegenden Arbeitstag nachzudenken, den nächsten Tag vorzuplanen und dann einen Schlussstrich zu ziehen. Durch die schulische Betreuung der Kinder während der verschiedenen Lockdowns durch die Eltern und die allgemeinen Restriktionen im Alltagsleben hat sich der Workload nicht unwesentlich erhöht. Die letzten eineinhalb Jahre ist eine sehr intensive Zeit gewesen. Der Stresslevel hat zugenommen.
Ebenso hat sich die Führungsarbeit verändert. Und wenn man noch genauer hinschaut, sind auch Veränderungen im Wir-Gefühl und im Selbstverständnis in vielen Organisationen festzustellen – meist nicht zum Besseren. Wenn man zu sich ehrlich ist, bewertet und betrachtet man seinen eigenen Job und den eigenen Arbeitgeber durchaus kritischer.
Die neu gewonnene Familienzeit und der Familienfokus haben zum Nachdenken, Nachjustieren der eigenen Ziele, Ansprüche und Bezugsgrößen im Leben geführt. Teilweise hat sich der Blickwinkel oder auch der innere Kompass verändert.
Durch die künstlich geschaffene räumliche Distanz ist man kritischer, vielleicht auch feinhäutiger geworden. Sicherlich findet man einzelne der nachfolgend aufgelisteten Gedankengänge ab und an auch bei sich selbst. Neben der Arbeit als solches wird nun z.B. das Arbeitsumfeld und das Team, in dem man selbst arbeitet, genauer unter die Lupe genommen. Viel stärker als früher hinterfragt man den Sinn und die Freude der eigenen Arbeit und bei dem, was man tut. Sicherlich fehlt es am sozialen und zwischenmenschlichen Kitt, um bestimmte Defizite auszugleichen und zu nivellieren. Neben dem direkten Arbeitsumfeld wird auch der Arbeitgeber sprichwörtlich „genauer unter die Lupe“ genommen. Zum Beispiel prüft man ab, ob und inwieweit die Arbeitsstelle und das vom Arbeitgeber gebotene monetäre und nicht-monetäre Gesamtpaket mit der Familiensituation (noch) kompatibel ist, wie stark man sein Arbeitsumfeld selbst aktiv gestalten kann und wie man seine eigenen Karrierepläne vorantreiben kann. Alles stellt man die Attraktivität des eigenen Arbeitgebers auf die Probe.
Dieses Innehalten ist ganz normal. Das damit einhergehende kritische Bewerten und Abwägen ist positiv zu sehen. Sowohl Arbeitnehmer, wie du und ich, als auch Arbeitgeber sollten diese Nagelprobe als Chance und weniger als Gefahr betrachten. Wenn alles gut läuft und der Abwägungsprozess in den positiven Bereich ausschlägt, stärkt dies die Identifikation, die Zufriedenheit und auch die Motivation des Einzelnen. Auf der anderen Seite, sprich auf Unternehmensseite, wächst unter Umständen die Wertschätzung für den einzelnen Mitarbeiter. Eine Bewertung kann am Ende auch gewichtige Trennungsgründe zum Vorschein bringen. Dann sollte man als Arbeitnehmer lieber nach neuen Optionen Ausschau halten, wo die Passgenauigkeit höher ist. Denn das Wichtigste im Grunde ist, (wieder) happy im Job zu sein. Wir alle sind momentan in einer Art Zäsur, ein markanter Einschnitt, in unserem Leben. Lasst uns also darüber nachdenken, ob und an welcher Stelle es Sinn macht, eine Kurskorrektur in unserem Leben zu vollziehen. Nutzen wir die Gelegenheit.